Schulen gehören zu den grundlegenden Institutionen unserer Gesellschaft. Während sich die Gesellschaft aber munter, ständig und ungefragt weiterentwickelt, verharrt Schule in ihren Grundmustern aus dem frühen 19. Jahrhundert: Rund 20 Kinder mit dem gleichen Jahrgang besuchen zusammen Lektionen von normierten 45 Minuten Länge, alles schön in Stundenplänen und Lektionstafeln für ein ganzes Jahr im Voraus terminiert, die Welt wird in Fächer zerteilt, alle lernen zur gleichen Zeit das gleiche, bekommen um 09.15 Uhr einen Input zum Satz des Pythagoras, schreiben um 14.45 Uhr in Einzelarbeit eine Prüfung über die gleichen 30 Englischvokabeln, Merksätze werden abgeschrieben, Blätter eingeklebt, um 09.40 machen alle verordnet eine Pause von genau 20 Minuten und müssen sich dabei strikte an die 27 Punkte der Schulregeln halten, Handys sind verboten, freie Diskussion ohne Aufforderung durch die Lehrperson wird als Störung empfunden, wer etwas sagen will, muss aufhalten, es kommen aber dann meist die dran, die lieber nichts sagen würden, alle Fragen werden von den Erwachsenen gestellt, wer selber fragt, riskiert als Störfaktor wahrgenommen zu werden, wer Antworten ausserhalb der Norm gibt wird abgeklärt und bekommt einen Sonderstatus und ungefragt bekommen alle am Ende ein Zeugnis, in dem ein Dutzend Zahlen auf Komma genau ausweisen, wie gut man gelernt hat, sich an dieses System anzupassen. Und die besonders gut Angepassten kommen dann aufs Gymnasium, wo es plus minus gleich weitergeht.